Aquaterralev.de
Verein für Aquarien-, Terrarien und Naturkunde Bayer Leverkusen e.V.
In regelmäßigen Abständen
müssen die Aquarianer sich an neue Namen für lange bekannte
Aquarienfische gewöhnen. Diesmal hat es den Blutsalmler Hyphessobrycon
callistus B., 1900 erwischt. Nach einer Überarbeitung
der Gruppe der Rosen- oder auch Flaggensalmler durch den amerikanischen
Fischkundler S.Weitzmann erhielt er jetzt den wissenschaftlichen
Namen: Hyphessobrycon eques. Das Dilemma für die
Aquarianer ist, daß sie nun beide Namen kennen müssen.
Einige Autoren werden auch weiterhin den alten Namen benutzen,
jetzt aber als sogenanntes Synonym. Für die Durchsicht der
entsprechenden Literatur wäre das aber ohnehin sinnvoll.
Sind solche Namensänderungen denn überhaupt notwendig?
Vielleicht sollten wir doch besser einfach die deutschen Namen
verwenden. Selbstverständlich ist das für die gängigen
Arten möglich. Leider sind diese Namen nicht festgelegt und
variieren deshalb bereits von Händler zu Händler. Die
Auflistung der Arten würde auch auf erhebliche Probleme stoßen,
da keine sinnvolle Gruppenbildung möglich ist. Außerdem
gibt es nur für einen sehr kleinen Teil der bekannten Fische
deutsche Namen. Vielleicht sollten wir uns doch ein wenig mehr
mit den wissenschaftlichen Artnamen anfreunden!
Im Jahre 1758 begründete der Schwede Carl von Linne eine
neue Systematik für Pflanzen und Tiere auf der Basis binärer
Namen. Jede beschriebene Art erhielt einen Doppelnamen, der aus
dem groß geschriebenen Gattungs- und dem klein geschriebenen
Artnamen besteht z.B. Carassius auratus L., 1758 für den
Goldfisch. Bei vielen Arten gibt es Standortformen , die sich
in einigen Details von der sogenannten Stammform (Nominatform)
unterscheiden. In diesen Fällen werden durch einen dritten
Namen entsprechende Unterarten benannt. z.B. Hemigrammus ocellifer
ocellifer für die Stammform, den echten Laternensalmler,
Schlußlichtsalmler, Fleckensalmler (s. Mergus Aquarienatlas
Bd.1) aus Peru/Guyana und Hemigrammus ocellifer falsus für den sogenannten falschen aus Argentinien. Beide Namen
des Fisches werden von demjenigen festgelegt, der ihn zuerst beschrieben
hat und mindestens ein konserviertes Exemplar in einer Museumssammlung
hinterlegt hat. Der Artname ist damit für alle Zeiten bestimmt
und kann nicht mehr geändert werden. Der Name des Erstbeschreibers
und das Jahr der Veröffentlichung stehen hinter dem Fischnamen,
manchmal nur als Abkürzung z.B. L. für Linne. Erscheint
es aber wissenschaftlich sinnvoll, die Gattungen anders zu definieren,
dann erhält dieser Fisch oft einen neuen Gattungsnamen. Dafür
gibt es sehr viele Beispiele, um nicht zu sagen, das ist schon
die Regel. Denken wir nur an den Neonsalmler Hyphessobrycon
innesi jetzt Paracheirodon innesi oder den Zwergbuntbarsch
"Ramirezi", der schon in die Gattungen Apistogramma,
Mikrogeophagus und zuletzt eingruppiert worden ist.
Wann werden nun die Artnamen "geändert"? Das haben
wir schon festgestellt, Artnamen bleiben bestehen und dürfen
nach den internationalen Regeln nicht geändert werden. Genau
das ist aber der Grund für die "neuen" Namen. Irgendwann
hat ein Fischkundler die vorhandene Literatur oder das Vergleichsmaterial
in den Museen nicht genau genug studiert und eine neue Fischart
beschrieben. Wird dann eventuell Jahrzehnte später festgestellt,
daß es bereits eine oder sogar mehrere Beschreibungen dieser
Art gibt, so ist nur der erste Artname gültig. So ist das
auch beim Blutsalmler. Bereits 1882 hatte Steindachner diesen
Fisch Cheirodon eques genannt und deshalb heißt
er jetzt nach einer früheren Gattungsänderung Hyphessobrycon
eques (Steindachner) 1882. Die Klammer um den Namen des Erstbeschreibers
kennzeichnet eine Änderung. So einfach ist das oder vielleicht
doch nicht, warten wir es ab!
© Günter Hein