Hygrophila, ein „Klassiker“ unter den Aquarienpflanzen

Pflanzen aus der Gattung Hygrophila, wie der Wasserfreund oder der Wasserwedel, gehören seit Jahrzehnten zu den beliebtesten und bewährtesten Aquarienpflanzen. Sie haben sich regelrecht einen Stammplatz in den Aquarien erobert.

Für eine abwechslungsreiche und dekorative Gestaltung eines bepflanzten Aquariums bietet der Fachhandel eine fast unüberschaubare Vielfalt an geeigneten Gewächsen an, welche durch Form und Farbe den Kunden sofort ins Auge fallen. Zu diesen kontraststarken Aquarienpflanzen gehören natürlich auch einige Arten aus der Gattung Hygrophila. Die Gattung Hygrophila aus der Familie der Bärenklaugewächse (Acanthaceae), welche etwa sechzig Arten beinhaltet (De Wit, 1990), bietet mit ihren sub - bis tropisch wachsenden Ufer – oder Sumpfpflanzen dem Aquarianer interessante Möglichkeiten für eine ansprechende Unterwassergestaltung an. Trotz der relativ hohen Artenanzahl etablierten sich aber nur eine Handvoll von Hygrophila – Arten für eine andauernde submerse Kultur im Aquarium. Zu diesen zählen zum Beispiel der Riesenwasserfreund (Hygrophila corymbosa), der Indische Wasserwedel (Hygrophila difformis) sowie der Indische Wasserfreund (Hygrophila polysperma), die zu den wahren „Klassikern“ unter den Aquarienpflanzen zählen. Aufgrund ihrer Genügsamkeit in Bezug auf ihre Pflegeansprüche und ihrem so unterschiedlichen Erscheinungsbild finden diese Arten und natürlich auch ihre Wuchsformen zahlreiche Anhänger, angefangen beim Aquaristikeinsteiger bis hin zum erfahrenen Wasserpflanzenspezialisten. Alle Stammformen der genannten Arten stellen an ihre Kultur im Aquarium relativ bescheidene Ansprüche und eignen sich daher unter anderem hervorragend für eine Erstbepflanzung eines Aquariums. Ein besonders imposantes und dekoratives Erscheinungsbild bietet der Riesenwasserfreund (Hygrophila corymbosa) mit seinen mehr oder weniger kirschblattähnlichen hellgrünen Blättern im Aquarium. Interessanter Weise bietet der Fachhandel anstelle der Stammform mit den breiteren kirschblattförmigen Blatt, immer häufiger diverse Wuchsformen von Hygrophila corymbosa für eine dauerhafte submerse Kultur im Aquarium an. Dies liegt unter anderen daran, das die Stammform mit ihren bis zu 60 cm langen Sprossen für die Mehrzahl der Aquarianer mit ihren meist zu kleinen Becken oft zu groß und mächtig wird. Ein weiterer Grund für den Rückgang der Stammform ist auch im Verkahlen der Sprosse zu finden. Im zunehmenden Alter entblättert sich die Pflanze zusehends von unten nach oben und kann somit meist den hohen optischen Anforderungen der „verwöhnten“ Kunden nicht mehr standhalten. Wie schon erwähnt, bietet der Fachhandel als Alternative zur Stammform verschiedene Wuchsformen an, wobei der Schwerpunkt vor allem in der Blattform und Färbung zu finden ist. Unter den verschiedenen Wuchsformen sind vor allem der Weidenblättrige Wasserfreund (Hygrophila ´salicifolia`) der Thailändische Wasserfreund (Hygrophila ´siamensis`) hervorzuheben, die verwirrender Weise in der Literatur und im Handel oft als eigene Arten deklariert werden. Alle Wuchsformen eignen sich besonders für eine Solitärstellung im Mittelgrund sowie als Kulissenpflanze für den Hintergrund. Um die Blätter der Pflanzen optisch hervorzuheben und zugleich die Tiefenwirkung im Aquarium zu verstärken, empfiehlt es sich, die Sprosse stufig von vorne nach hinten ansteigen zu lassen. Hierdurch läßt sich auch die Wurzelbildung aus den Nodien (Knoten), die sich mit zunehmender Größe auch an den Sprossen der Wuchsformen bilden, sehr gut kaschieren. Um ein gutes Wachstum zu erzielen, sollte man den Pflanzen eine mittlere Beleuchtungsstärke von etwa 0,3 bis 0,5 Watt je Liter Aquariumwasser anbieten. Um so intensiver die Beleuchtungsstärke, desto kräftiger und dichter belaubt entwickeln sich die Sprosse. Den Wasserwerten stehen die Wuchsformen vom Riesenwasserfreund relativ tolerant gegenüber, wobei aber mittelhartes Wasser (7 bis 10 °dKH) mit einer Temperatur zwischen 24 und 28 °C bevorzugt werden. Bedingt durch die Schnellwüchsigkeit ist es ratsam, neben einer mittleren Kohlendioxid – Zudosierung (5 bis 10 mg je Liter) eine ausgewogene Nährstoffkombination aus einem Flüssig – und Bodengrunddünger bzw. Wasserpflanzenerde den Pflanzen anzubieten. Hygrophila ´salicifolia` mit ihren weidenblattähnlichen hellgrünen schmal elliptischen und etwa 8 cm großen Blättern, ist aufgrund ihrer relativen Bescheidenheit gegenüber den Kulturbedingungen eine ideale Pflanze für ein Einsteigeraquarium, während der Fortgeschrittene den wirkungsvollen Kontrast der hellen Blätter für den Mittelgrund im Aquarium zu schätzen weiß. Möchte man einen besonders eindrucksvollen und kontrastreichen Blickfang in seinem Unterwassergarten setzen, dann ist Hygrophila ´siamensis` eine sehr gute Wahl. Mit seinen etwa 15 cm langen hellgrünen elliptischen Blättern hebt sich diese Wuchsform sichtbar von den anderen Wasserpflanzen ab. An Popularität kaum noch zu überbieten ist der Indische Wasserwedel oder Wasserstern (Hygrophila difformis). Diese optisch äußerst ansprechende Aquarienpflanze verleiht mit ihren hellgrünen stark gefiederten Blättern einen außergewöhnlichen Flair dem Mittel – oder Hintergrund eines Aquariums. Wie bei allen Hygrophila – Arten, handelt es sich beim Indischen Wasserwedel um eine Sumpfpflanze, welche im Übergang von der emersen zur submersen Kultur ihr „Gewand“ in Form einer Blattveränderung besonders deutlich anschaulich macht. Besitzt die Pflanze in einer emersen Kultur lanzettlich bis elliptische und am Blattrand gesägte dunkelgrüne Blätter, so läßt die submerse hellgrün gefiederte Blattform in keinster Weise mehr an die Überwasserform erinnern. In ihrer Kultur ist der Wasserwedel genauso pflegeleicht wie seine elliptischen Verwandten, benötigt aber für ein optimales Wachstum eine deutlich höhere Beleuchtungsstärke. Auch bei Hygrophila difformis ist neben der Stammform eine weitere Farbform erhältlich, die sich mit einer weißen Nervatur auffällig von dem normal gefärbten Blatt unterscheidet. Die weiße Blattaderfärbung von Hygrophila difformis ´Weiß – Grün`, entstand vermutlich durch Infizierung mit dem sogenannten Rosanervis – Farbvirus. Da diese weiße Nervatur besonders bei Chlorophyllmangel deutlich zum Vorschein kommt, sollte laut der Wasserpflanzengärtnerei Dennerle die Pflanze etwas „hungern“, denn bei einer optimalen Nährstoffversorgung vergrünt die Pflanze allmählich wieder. Ein „alter Bekannter“ unter den Hygrophila – Arten ist der Indische Wasserfreund (Hygrophila polysperma). Bei dieser empfehlenswerten Aquarienpflanze handelt es sich um die toleranteste Art der Gattung, die selbst noch mit Kulturbedingungen einigermaßen zurecht kommt, wo andere Pflanzen längst ihren „Geist“ aufgeben. Mit ihren etwa 5 cm langen schmal elliptischen Blättern am relativ zarten Sproß ist sie vom Vorder – bis zum Hintergrund gleich gut aufgehoben. Die Beschaffenheit des Aquariumwassers ist für das Gedeihen des Indischen Wasserfreundes fast bedeutungslos, wobei sie aber, wenn sie es sich aussuchen könnte, eher härteres Wasser vorziehen würde. Auch dem Bodengrund gegenüber ist sie nicht besonders wählerisch eingestellt und gedeiht in Kies – und Sandböden gleich gut . Ein bißchen Lehm oder Ton im Bereich der Wurzeln kann aber, wie bei fast allen Sumpfpflanzen, nicht schaden. Auf eine Zudosierung mit Kohlendioxid kann beruhigt verzichtet werden, da sie mit den geringen Mengen, die durch einen Wasserwechsel mit hineingebracht werden, noch bestens zurecht kommt. Auch an die Beleuchtungsstärke stellt sie keine hohen Ansprüche und wächst sogar noch, auch wenn nur gedrungen, bei einer Beleuchtung die für andere Aquarienpflanzen schon zu schwach wäre. Trotz allem sollte man mit dem Licht der Pflanze gegenüber nicht zu geizig eingestellt sein, da sie ab einer mittleren Beleuchtsstärke (etwa 0,4 Watt) je Liter beginnt, auffällig schöne und kräftige Sprosse zu bilden. Genau bei allen anderen Hygrophila – Arten gibt es auch beim Indischen Wasserfreund, wie sollte es auch anders sein, Wuchs – und Farbformen. Eine besonders auffällige Wuchsform ist hierbei, auch wenn sie schon etwas künstlich wirkt, Hygrophila polysperma ´Rosanervig`. Wie bei Hygrophila difformis ´Weiß – Grün´ führt die rosa – weiße Nervatur vermutlich auf eine Infizierung mit dem Rosanervis – Farbvirus zurück. Auch bei der Färbung dieser gutwüchsigen Aquarienpflanze handelt es sich ebenfalls um eine Chorophyllmangelerscheinung, wobei dieses Zeichnungsmerkmal wie bei Hygrophila difformis ´Weiß – Grün` vergänglich sein soll.

Einfache Vermehrung

Alle Hygrophila – Arten neigen bei ihrem Wachstum dazu, aus dem Wasser zu wachsen. Um diese für normale Aquariumverhältnisse ungeeignete emerse Wuchsform zu verhindern, ist es ratsam, die Pflanzen dem Bodengrund zu entnehmen, einzukürzen und neu zu stecken. Hierbei stellt man meist erstaunt fest, wie viele Seitentriebe sich pro Sproß gebildet haben. Diese Seitensprossbildung tritt sogar noch verstärkter auf, wenn man den Sproß kappt indem man die Sproßspitze als Kopfsteckling der Pflanze entnimmt. Um ein sicheres Anwachsen der neuen Sprosse zu ermöglichen, sollten die Stecklinge mindestens eine Länge von 10 cm erreicht haben und sich mindestens zwei bis drei Nodien für eine Wurzelbildung im Bodengrund befinden.

Beste Empfehlungen

Egal, um welchen Aquarientyp es sich auch handelt, alle Hygrophila – Arten und ihre so unterschiedlichen Wuchsformen sind aufgrund ihrer einfachen und problemlosen Kultur und dem so außergewöhnlich vielseitigen Erscheinungsbild zweifellos empfehlenswerte Aquarienpflanzen und können von mir nur wärmstens empfohlen werden.

Literaturangaben

© by Thomas Titz