Die Ernährung der Aquarienpflanzen

Ein Aquarium mit prächtigem Pflanzenwuchs ist oft das Sinnbild für ein schönes Aquarium. Da es sich aber bei der „grünen“ Dekoration um Lebewesen handelt, kommt man nicht drum herum, wenn man Erfolg haben möchte, dieser etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Ein wichtiger Faktor ist hierbei die Pflanzenernährung.

Geht es um die richtige und artgerechte Ernährung der Fische, ist man meist gerne bereit, seinen Pfleglingen das Beste anzubieten. Angefangen bei den verschiedenen im Fachhandel erhältlichen Sorten von Trocken – , Frost – und Lebendfutter bis hin zum selbstgefangenen Tümpelfutter, der Aquarianer scheut oft weder Mühen noch Kosten. Die Ernährung der Aquarienpflanzen wird hingegen häufig mehr oder weniger vernachlässigt, was meist auf Unwissenheit zurückzuführen ist.

Reicht Nitrat als Pflanzennährstoff aus?

Durch die begrenzte Wassermenge im geschlossenen System des Aquariums kommt es durch die Stoffwechselvorgänge aller Aquariumbewohner zu einer Anreicherung bestimmter Elemente. Durch den bakteriellen Abbau eiweißhaltiger Stoffe (Tiere, Pflanzen, Futter) entsteht als vorläufiges Endprodukt Nitrat (NO 3). Dieses Nitrat ist im Süßwasseraquarium relativ gefahrlos für den Fischbestand, jedoch treten bei erhöhten Konzentrationen in der Regel Algenprobleme auf. Hier kommen nun unsere Aquarienpflanzen zum Einsatz. Neben ihrer dekorativen Wirkung im Aquarium, ist der Biofilter „Pflanze“ unter anderem besonders erfolgreich in der natürlichen Senkung des Nitratgehaltes. Durch die Aufnahme von Nährstoffen aus dem Aquariumwasser (Assimilation), wozu auch das Nitrat gehört, wird kontiunierlich die Nitratkonzentration durch das Pflanzenwachstum reduziert. Nun stellt man sich natürlich die Frage, warum soll man die Aquarienpflanzen zusätzlich düngen, wenn im Aquarium ständig der „Pflanzennährstoff“ Nitrat gebildet wird.

Was benötigen die Aquarienpflanzen für ihr Wachstum?

Wasserstoff (H)
Sauerstoff (O)
Calcium (Ca)
Magnesium (Mg)
Kalium (K)
Schwefel (S)
Kohlenstoff (C)
Phosphor (PO 4)
Stickstoff (N)
Eisen (Fe)
Titan (Ti)
Kupfer (Cu)
Nickel (Ni)
Zink (Zn)
Kobalt (Co)
Aluminium (Al)
Mangan (Mn)

Zerlegt man das Nitrat (NO 3) in seine chemischen Bausteine, also einmal Stickstoff (N) und dreimal Sauerstoff (O) dann wird einem schnell klar, dass auf Dauer das im Aquarium auftretende Nitrat bei weitem nicht ausreicht um die Pflanzen gesund und optimal zu ernähren. Es ist sicherlich möglich, durch häufige und umfangreiche Wasserwechsel eine gewisse Menge an pflanzennutzbaren Nährstoffen dem System Aquarium hinzu zufügen, was jedoch entscheidend von den Inhaltsstoffen des örtlichen Trinkwassers abhängig ist. Um einen dauerhaften Erfolg in der Kultur der verschiedensten Aquarienpflanzen zu ermöglichen, kommt man meiner Meinung nach nicht an einer den Wasserverhältnissen und der Art der Bepflanzung angeglichenen Düngung vorbei. Fügt man die Hauptnährstoffe und Spurenelemente, die von den Pflanzen für ihr Wachstum dringend benötigt werden, dem „Lebensraum“ Aquarium nicht in ausreichender Menge zu, dann kommt es bald zu Mangelerscheinungen mit nachfolgenden Wachstumsstörungen. Zu den dahin kümmernden Pflanzen gesellen sich, meist zur „Freude“ des Aquarianers, in Folge der hohen Nitratkonzentration oft noch zahlreiche und zugleich in ihrer Bekämpfung hartnäckige Algen hinzu, die dem Aquariumbesitzer die letzte Freude an der Aquaristik erst recht vergrämen.

Der nahrhafte Bodengrund

Eine Vielzahl der im aquaristischen Fachhandel erhältlichen Aquarienpflanzen, führen am natürlichen Lebensraum ein Dasein als Sumpfpflanzen. Durch die Anpassung an die wechselnden Wasserstände sind die Pflanzen in der Lage, in der emersen Landform Nährstoffe über die Wurzeln aus dem Bodengrund aufzunehmen und in der untergetauchten submersen Wuchsform, wie wir sie aus unserem Aquarium kennen, die Nährstoffe in gelößter Form über das Blattgewebe aufzunehmen. Auch im Aquarium sollte man diesen Gewächsen die Möglichkeit geben, über die Wurzeln einen Teil ihres Nährstoffbedarfes zu decken. Mit Hilfe eines lehm – oder tonhaltigen Sandes, den man beim Spülen mit Wasser sehr leicht an der hellbraunen Trübung erkennen kann, läßt sich Aquariumkies relativ schnell in einem nahrhaften Bodengrund verwandeln. Um ständige Trübungen im Aquariumwasser zu vermeiden, sollte der Sand zur Hälfte mit Aquariumkies vermischt werden und sich nur in der untersten Hälfte des Bodenaufbaues befinden. Auch die Verwendung von reinen Lehm oder Ton kann aufgrund des hohen Anlagevermögensmögens für Nährstoffe, stellenweise wahre Wachstumswunder bewirken. Durch die Formung von feuchtem Lehm oder Ton lassen sich „Düngekugeln“ verschiedenster Größe herstellen. Nach Abtrocknung dieser Kugeln sind diese problemlos mit den Fingern im Wurzelbereich der Pflanzen zu plazieren. Im feuchtem Zustand quellen die Kugeln erneut auf und geben ihre Inhaltsstoffe kontiunierlich an die Pflanzen ab. Keinesfalls darf man den Lehm oder Ton großflächig im Bodengrund verteilen, da in Folge der feinen Korngröße es sehr bald zur regelrechten Versiegelung der für die Bodenzirkulation so wichtigen Hohlräume kommen kann. Für die Pflege anspruchsvoller Aquarienpflanzen, die sich mit lehmigen Sand auf Dauer nicht zufrieden geben, bietet der Fachhandel spezielle Bodengrunddünger an. Diese meist mineralischen Dünger können entweder dem Kies bei einer Neueinrichtung beigemengt werden oder nachträglich in tablettenform den Pflanzen durch Hineindrücken in den Wurzelbereich direkt zur Verfügung gestellt werden. Besonders empfehlenswert ist nach meinen Erfahrungen die Verwendung einer speziellen Aquarienpflanzenerde, die ich mit Erfolg in einigen meiner Pflanzenaquarien einsetze. Hervorzuheben ist hier vor allem die schon legendäre P.K. Wasserpflanzenerde, deren Herstellung mittlerweile auf eine 50 – jährige Erfahrung beruht und Generationen von Aquarianern zufrieden gestellt hat. Möchte man seinen Pflanzen ein im Bodengrund eingearbeitetes Nährsubstrat anbieten, dann dürfen sich im Aquarium keine Fische befinden, die eine Neigung zum Wühlen im Boden haben. Durch das Umschichten des Bodengrundes kann es durch die Lehm – und Tonanteile zu ständigen Trübungen sowie durch die nicht mehr pflanzenverfügbaren mineralischen Dünger zu Wasserbelastungen kommen.
„Lebenselexir“ Flüssigdünger

Wie schon im Kapitel Bodengrund erwähnt, sind Aquarienpflanzen in der Lage im Wasser gelöste Nährstoffe über das Blattgewebe aufzunehmen. Vor allem Echte Wasserpflanzen wie die beliebten Wasserhaarnixen (Cabomba) oder die Wasserschrauben (Vallisneria), benötigen für ihr Gedeihen nährstoffhaltiges Wasser. Um den speziellen Bedürfnissen der Pflanzen gerecht zu werden, ist es notwendig alle benötigten Nährstoffe mit Hilfe eines Flüssigdüngers dem Aquariumwasser hinzu zu fügen. Hauptbestandteil der meisten Flüssigdünger ist das Eisen, das von den Pflanzen für die Bildung von Chlorophyll (Blattgrün) benötigt wird. Diese Flüssigdünger beinhalten neben dem Eisen weiter Hauptnährelemente sowie Spurenelemente. Aufgrund der leichten Handhabung zählt die Flüssigdüngung zu den beliebtesten Verfahren die Aquarienpflanzen mit Nährstoffen zu versorgen.

Die Dosierung: Gradwanderung zwischen Pflanzen - und Algenwachstum

Zur Erreichung eines ausgeglichenen Nährstoffmilieus ist es ratsam, vor der ersten Anwendung die in der Gebrauchsanweisung des Flüssigdüngers angegebenen Dosierungsvorschläge mit der Art und Menge des zu versorgenden Pflanzenbestandes zu vergleichen. Ein Bestand mit hauptsächlich schnell wachsenden Aquarienpflanzen benötigt eine höhere Dosierung als ein Bestand mit langsam wachsenden Gewächsen. Stehen den Pflanzen, bedingt durch zu hohe Düngegaben, mehr Nährstoffe zur Verfügung als diese aufnehmen können, dann können durch dieses Überangebot an Nährstoffen sehr schnell unerwünschte Algen auftreten. Um die tatsächlich benötigte Düngemenge zu ermitteln, ist es empfehlenswert je nach Beschaffenheit des Pflanzenbestandes, zuerst einmal mit der Hälfte der angegebenen Dosierungsmenge zu beginnen und abhängig vom Wuchsverhalten der Pflanzen, diese allmählich den Bedürfnissen anzupassen. Zum exakten Abmessen der Düngermenge gebrauche ich nicht, wie sonst üblich, die Kappe der Düngerflaschen sondern verwende Einwegspritzen (ohne Nadel) aus dem Arzneibereich. Mit Hilfe der genauen Millilitereinteilung an der Kunststoffspritze, lassen sich auf diese Weise exakte Düngemengen der Flasche entnehmen und diese sauber ohne zu Kleckern dem Aquarium zuführen. Erreicht man mit der Spritze den Inhalt der Flasche nicht, dann kann man mit Hilfe eines Luftschlauches die Spritze verlängern, wobei aber der Inhalt des Schlauches bei der Dosierung mit beachtet werden sollte. Neben der ermittelten Dosierungsmenge kann die Art der Anwendung Pflanzenwuchs fördernd und Algen hemmend sein. Nach meinen Erfahrungen ist eine tägliche Teildüngung (1/7 der Wochendosis) einer wöchentlichen Verabreichung immer vorzuziehen. Fügt man dem Aquariumwasser die komplette Wochendosis auf einmal zu, kommt es schnell zu einem Überangebot von Nährstoffen, während eine tägliche Teilgabe den verbrauchten Nährstoffhaushalt regelmäßig ausgleicht.

Wenn Pflanzen nicht so richtig wachsen!

Gesundes Pflanzenwachstum ist die Folge eines harmonierenden Zusammenspiels der Wachstumsfaktoren Standort, Licht, Wasser, Temperatur, Kohlendioxid, Nährstoffe und des Bodengrundes. Fehlt oder verändert sich einer dieser Faktoren, dann führt dies unweigerlich zu Störungen im Pflanzenwachstum. Es nützt der Pflanze also herzlich wenig, wenn ihr ausreichend Nährstoffe zur Verfügung gestellt werden, aber sie aufgrund fehlender Grundvoraussetzung nicht in der Lage ist diese aufnehmen und zu verarbeiten. Da auftretende Mangelerscheinungen an den Pflanzen nicht immer leicht zu zuordnen sind, empfehle ich bei unbefriedigenden Pflanzenwuchs alle Wachstumsfaktoren wie eine Checkliste zu überprüfen und etwaige Mängel zu beheben.

Fazit

Um einen dauerhaften und zufriedenstellenden Pflanzenwuchs im Aquarium zu erzielen, ist es neben den pflanzenfreundlichen Kulturbedingungen empfehlenswert, eine ausgeglichene Kombination aus einer Flüssigdüngung über das Blattgewebe bei gleichzeitiger Verwendung eines geeigneten Nährstoffsubstrates im Bodengrund für die Aufnahme über die Wurzeln, seinen Pflanzen anzubieten.

© by Thomas Titz